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Salzburger Nachrichten, 4. August 2006

Glasharmonika am Pool
Joachim Schloemers Mozart-Trilogie fand am zweiten Abend ohne Oper aus "Mozart 22" statt. »Abendempfindung" ist ein Pasticcio aus Raritäten.

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[Schloemer] fand gemeinsam mit der Dramaturgin Bettina Auer Lieder, Arien und Instrumentalstücke, die zusammen einen zweistündigen Aufenthalt auf harten Stühlen rechtfertigten. Man muss kein Hardcore-Mozartianer sein, um seine Stücke für Glasharmonika zu mögen. Im Gegenteil, süchtig könnte man werden nach diesen ätherischen Klängen. Der Bogen der Mozart-Offenbarungen reichte von Gedankensplittern wie "Grave e Presto" für zwei Klaviere bis zur wunderbaren Fantasia in C für Glasharmonika, Flöte, Oboe, Viola und Violoncello, von Meisterwerken wie "Vado, ma dove - oh Dei", der Einlagearie in Martin y Solers Da-Ponte-Oper "Il burbera di buon core", über den vierstimmigen Kanon "Lacrimoso son'io" bis zu einer Einlagearie zur Oper "Il barbiere di Siviglia" von Giovanni Paisello mit der ungewöhnlichen Besetzung mit zwei Hammerklavieren und tiefen Streichern. Praktisch nichts von dieser Mozartsammlung ist über den Kreis der Köcheljünger hinaus bekannt. Und eben dies war Verdienst und Lohn dieses zweiten Abends, den Joachim Schloemer inszenierte. Jedes der 19 Stücke hat seine eigene Geschichte, durchwegs bedauerlich ist, dass Mozart bei manchen davon aus diversen Gründen nicht zur Fertigstellung kam.
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Schloemer arrangierte poetische Bilder des Schmerzes und der Melancholie. [...]

Ernst P. Strobl