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DPA, 2 August 2006

Kurzweilige Mozart-Oper «La Finta Semplice» in Salzburg

Zu Beginn wirken sie wie hölzerne Puppen, die sieben Figuren aus Mozarts erster abendfüllender Oper «La Finta Semplice» (Die verstellte Einfalt), die am Dienstagabend bei den Salzburger Festspielen Premiere hatte.
Am Ende des Spiels um Liebe und Liebesflucht, Eheträume und Freiheitssuche, Eros und Eifersucht sind sie zu eigenständigen Charakteren gereift. Als heiteres, turbulentes Spiel um das Erwachsenwerden gestaltete Regisseur Joachim Schloemer Mozarts Jugendwerk, das als Beginn der Trilogie «Irrfahrten» im Residenzhof das Publikum begeisterte.
Schloemer entwickelt in diesem Projekt über drei Abende hinweg eine Paraphrase auf das Leben des Künstlers. Als musikalische Grundlage dienen dem Regisseur und dem musikalischen Leiter Michael Hofstetter hauptsächlich jene Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, die Fragment geblieben sind. Der Titel «Irrfahrten» deutet dabei auf die Irrwege, Krisen und oft schmerzhaften Prozessen der Suche hin, die ein Künstler durchleben muss, um sein schöpferisches Talent zur Reife zu bringen.
Zum Auftakt zeichnet Schloemer mit der selten aufgeführten Opera Buffa des Zwölfjährigen das Erwachen der Liebe und erotischer Wünsche nach - und die Verwirrungen, die damit einhergehen. Ein spielfreudiges und stimmlich virtuoses Ensemble agiert auf einer einfachen, weiß gehaltenen Bühne (Jens Kilian), die an einen stilisierten Origami-Schmetterling erinnert.
Die neu eingeführte Figur der «Auctoritas» (Marianne Hamre) stellt die Spielanordnung vor und führt mit neu formulierten Zwischentexten an Stelle langer Rezitative durch die Komödie. Ein Trick, mit dem das Spiel um zwei heiratswillige Paare und zwei verschrobene Brüder, die dem amourösen Geschehen im Wege stehen, aus barockem Getändel gelöst wird. Auf der Bühne entsteht ein kurzweiliges, zeitloses Ränkespiel mit Witz und Tempo.
Malin Hartelius als die verstellt naive Rosina dominiert klar und ausdrucksstark das Geschehen und findet im Don Polidoro des Matthias Klink einen adäquaten Gegenspieler. Marina Comparato, Miljenko Turk, Silvia Moi und Josef Wagner ergänzen das gut abgestimmte Ensemble. Dirigent Hofstetter kostet mit der Camerata Salzburg die wechselnden Farben in Mozarts Komposition aus und gestaltet nuancenreich die Schattierungen von heiter verspielten Lautmalereien und lyrischen Passagen bis zu dramatischen Sequenzen.
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dpa