- 9 September 2012
www.oper-aktuell.info
Bern: Fidelio (1805) - 10 September 2012
Die Südostschweit
«Fidelio» überrascht in seiner Urform - 10 September 2012
Der Landbote
Ein anderer «Fidelio» - 10 September 2012
Der Bund
Umjubelter Neustart - 10 September 2012
Berner Zeitung
Die Liebe in Zeiten der Willkür - 11 September 2012
Der neue Merker
Bern: Fidelio - Premiere - 14 September 2012
Neue Zürcher Zeitung
Realismus statt Utopie
www.oper-aktuell.info, 9 September 2012
Bern: Fidelio (1805)
KONZERT THEATER BERN läutet die Musiktheatersaison nicht bloss mit einer längst überfälligen Schweizer Erstaufführung ein, sondern beginnt die Opernsaison mit einem veritablen Paukenschlag: Beethovens FIDELIO erklingt (beinahe, einzig der „Gefangenenchor“ wurde aus der späteren Überarbeitung eingefügt) so, wie die Oper 1805 uraufgeführt wurde. Mit Mario Venzago steht ein beredter Anwalt dieser Partitur am Pult des hervorragend disponierten Berner Symphonieorchesters, welcher keinen Zweifel daran lässt, dass hier ein bedeutender Sinfoniker eine Oper geschrieben hat, welche durch die späteren Kürzungen nur verlieren konnte. [...] Sicher sind da dramaturgische Brüche auszumachen (die Bearbeitung von 1814 ist insgesamt fokussierter und runder) und sie werden hier zu Recht weder von der Regie noch musikalisch übertüncht – doch dieses beinahe Episodenhafte, Zerklüftete des Werks verleiht ihm in gewisser Weise auch eine reizvoll-mysteriöse Modernität. Unbestreitbar wies Beethoven mit seiner genialen Partitur weit in die Zukunft hinein Richtung Weber und Wagner.
Auch Regisseur Joachim Schlömer betont das Bruchstückhafte des Werkcharakters, indem er das Licht immer wieder ausblendet, so dass nur ein schwarzes, von grellem Neonlicht umrandetes Viereck zu sehen bleibt, bevor die nächste Szene wieder ausgeleuchtet wird. Die Lichtgestaltung von Karl Morawec verschmilzt mit der ausgeklügelten Architektur der Bühne von Olga Ventosa Quintana zu einer bezwingenden, das Auge auf das Wesentliche fokussierenden Einheit. Schlömer lässt die Figuren in dieser kalten, stilisierten Platten- und Scheibenwelt, aus der alles Organische (ausser einem schwarzen Schmetterling in Florestans Kerker) verbannt scheint, manchmal einfach relativ steif und unbeholfen herumstehen. Die Musik und der Gesang rücken so auf der manchmal gefährlich schrägen Bühne in den Vordergrund. Er kann die Personen aber auch wieder sehr konkret agieren lassen, vor allem wenn es um Sadismus (Hinrichtung Pizarros) und Vergewaltigung geht. [...]
Kaspar Sannemann