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Rheinische Post, 20. März 2013

Fesselnder "Parsifal" in Essen

[...] Für Regisseur Joachim Schloemer steht das Leiden des Amfortas im Mittelpunkt: In einem halbverglasten Container, der den gesamten Abend über präsent bleibt, befindet sich eine moderne Intensivstation, in der schon in der Ouvertüre eine quälende Zeitschleife einsetzt. Amfortas reißt sich von seinen Schläuchen los, robbt zur Glaswand, zieht sich hoch und hinterlässt zusammenbrechend eine Blutspur von jener Wunde, die sich nicht schließen will. Dann eilt das Personal herbei und verkabelt den moribunden Gralskönig erneut.

Das Elend wiederholt sich vielfach und immer schneller. Schloemer liefert grandiose Bilder und spielt mit Assoziationen und (modernen) Mythen. Der greise Titurel steht hier als böser alter Mann in Militär-Overall mit spitzem Stock auf der Bühne, mit dem er an Amfortas' Verband herumnestelt. Kundry (Jane Dutton mit sengender Präsenz) hat ein tänzerisches Alter Ego (Yara Hassan), das stellvertretend giert, zuckt und leidet und nach der Taufe entseelt gen Bühnenhimmel entschwebt. [...] Insgesamt ein fesselnder Abend.

Regine Müller