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P.S., 21. Oktober 2004

Reduktion

Was dem Abend in der Gessnerallee fehlte, wurde im Theater am Heumarkt auf die Spitze getrieben: Konzeptionelle Reduktion, wie es weniger gar nichts mehr wäre: Nur Bilder, nur Einzeltöne, nur Figuren, mir Text, nur Tanz. So reduziert macht das für einmal Spass.

Derart nur Schauen, nur Hören und sich auf keinen roten Faden konzentrieren müssen, ist schon ein Gesamtkunstwerk. Zumal Joachim Schloemers Konzept von «Morton, Morton, Morton» dies von A bis Z durchhält. Grelles Licht auf statische Figuren und Black wechseln sich ab, um die Einzelbilder für sich stehen zu lassen. Graham Smith und Marianne Hamre stehen vor einer sich verjüngenden quadratischen Röhre, die ins Irgendwo führt, stehen mal so, dann genauso aber in vertauschten Rollen, werden mal von vorne, dann von hinten beleuchtet. Sie sprechen gleichzeitig gleichlaut, jedeR vor sich hin und dann wieder gar nicht. Die Inhalte sind witzig bist tiefgründig -insgesamt ist es aber für das emotionale Erlebnis dieses Gesamtkunstwerks nicht wichtig, ob man nur Einzelteile, die gesamten Texte oder gar nichts verstanden hat. Dazu ertönt von Markus Hinterhäuser gespielte Klaviermusik von Morton Feldman («Für Bunita Marcus»), die ebenfalls mit dieser Reduziertheit spielt: Wenn er nicht in den Noten blätterte, könnte man meinen, es sei improvisierte Aneinanderreihung von einzelnen Tönen. Wie Tropfen fallen sie in den Raum, aber nicht monoton gleichmässig, sondern durchaus in einer Art «Melodie». Schloemers Konzept arbeitet auch fest mit dem Ausreizen der einzelnen Komponenten. Immer wenn man denkt, jetzt wird's langsam langweilig, wechselt die Szenerie und beispielsweise Graham Smith setzt zum Solotanz an. Eine gelungene Mixtur aus Stille, Ton, Text, Tanz und Bild. Zum Schluss ist man in einer der Meditation ähnlichen inneren Gelassenheit.

Thierry Frochaux