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Kronen Zeitung, 5. August 2006

Mozarts Totentanz zum Abschied
Salzburger Festspiele: "Rex Tremendus", Joachim Schloemer

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Zum Finale der Trilogie, ebenfalls einer Uraufführung, gelingt dem Regisseur und Choreografen Schloemer [...] ein beachtlicher musikdramaturgischer Wurf. Da gehen in den Szenen des "Betrogenen Bräutigams" und der "Gans von Kairo" seine Ideen genau auf. Fast vier Dutzend Mozart-Fragmente, Lieder- und Arienbruchstücke, Sonaten- und Symphoniephrasen fügen sich zu einem Kosmos. Eine Welt zerbrechender Schönheit, mit der ein letztes Mal ein Ganzes vorgespiegelt wird, aber der Zerfall im Gange ist. Die wunderbaren Bruchstücke aus Mozarts Requiem werden nach diesem Totentanz zum erschütternden Abschied. Auch das "Lacrimosa" und die "Amen"-Fuge brechen unvermittelt ab, ersterben ...
Szenisch haben Schloemer, Ausstatter Jens Kilian, Dramaturgin Bettina Auer, das Videoteam und Dirigent Michael Hofstetter eine klare, konsequente, schlüssige Produktion in den Residenzhof gesetzt. Vier Musikergruppen der Camerata, eine qualmende Röhre, in der die "Gans von Kairo" gebraten wird - die Röhre wird zuletzt zum Auge Gottes -, ein winziger Rokokosalon in einem Glaskasten genügen als Rahmen für die turbulente Gesellschaftsbuffa "Der betrogene Bräutigam" und das Dramma giocoso "Gans von Kairo", die in Musik, Sprache und' Tanz in Bilder einer Verstörung umkippen.
Ein Riesenerfolg für das Ensemble - bravourös neben Ann Murray, Malin Hartelius, Marisa Martins. Matthias Klink, Miljenko Turk, Josef Wagner, die Conférencière mit "Cabaret"-Ton Marianne Hamre, die Tänzergruppe um Graham Smith, der Chor der Ludwigsburger Festspiele und die Camerata Salzburg.

Karlheinz Roschitz