Foto

Scharfer Blick, 16 April 2018

Blockbuster des 19.Jahrhunderts im modernen Gewand

Eindrucksvoll gelungen war die Verschmelzung der gut zu verfolgenden originären Handlung mit einem kreativen Bühnenbild, das alles aufbot was man an progressiven Elementen des Deutschen Theater kennt: Dunkle Erdhügel, Dauerregen und Darsteller, die am Ende der Vorstellung klitschnass und dreckverschmiert das wesentliche Element der Erzählung visualisierten ... die Musiker mit der coolen instrumentalen Umsetzung, die an modernes Ballett erinnernde tänzerischen Elemente und richtig guten Gesangseinlagen; das hat der kaleidoskopartige Abend mit seinem hohen Erzähltempo, tollem Spannungsbogen und geistreichen Dialogen dem Zuschauer geboten ... Sämtliche Akteure verdienen größte Anerkennung, die von Hauptdarstellerin bis zum Hofstaat ihre Rollen überzeugend und sichtbar als Einheit transportieren konnten. Und wenn man dennoch jemanden hervorheben möchte, dann waren es an diesem Abend Dorothée Neff als Königin von Neapel, die körperlich sehr präsent war und insbesondere bei den Tanzelementen die Riege anführte und damit zur Synchronisation bei den Bewegungen verhalf sowie Volker Muthmann als Künstler Mario Cavaradossi, der von oben bis unten in Schlamm gehüllt bis zur letzten Minute der Aufführung eine erstaunliche Würde ausstrahlte. Mit dem Stück »Tosca« bietet das Deutsche Theater wieder einmal ein vielschichtiges, aus vielen Perspektiven zu betrachtendes und gleichzeitig kurzweiliges Werk, das man ohne Sorge sicher mehrmals sehen könnte und jedes Mal mit neuen Bilder im Kopf das Theater wieder verlässt.

Ingrid Rosine Floerke