Basellandschaftliche Zeitung, 22. März 2006
Vom Wesen der Liebe
Einen stimmigen Musiktheaterabend zeigten Joachim Schloemer und das "Ensemble savadi".
Drei junge Frauen auf der Suche nach dem Wesen der Liebe sind die Protagonistinnen in einem wunderbar leichten, stimmigen Musiktheaterabend mit Madrigalen des italienischen Frühbarock, den das "Ensemble savadi" zusammen mit dem Choreographen und Regisseur Joachim Schloemer erarbeitet hat und nun bei den "Freunden Alter Musik in Basel" erstmals zeigte. Das "Ensemble savadi" - das sind die Sopranistinnen Kristine Jaunalksne und Ulrike Hofbauer, sowie die Harfenistin Marie Bournisien, die alle drei an der Schola Cantorum Basiliensis studiert haben. Schloemer lässt sie in seiner unaufwändigen Inszenierung als junge Menschen von heute - in Jeans und Turnschuhen - dem bilderreichen Liebeskosmos des Barock begegnen. Mit einfachen Mitteln setzt er die Inhalte der Madrigale um, lässt beispielsweise Kristina Jaunalksne in Notenblättern wühlen, wenn sie in einer Komposition Barbara Strozzis vergeblich nach einem passenden Lied für ihren Gefühlszustand sucht. In kurzen Dialogen zwischen den Kompositionen äussern sich die Frauen - manchmal befremdet - über das Bild von Liebe, das hier vermittelt wird. [...]
Mit geschickter Lichtregie gestaltet Schloemer zudem wechselnde Stimmungen auf dem doch sehr nüchternen Podium im Grossen Saal der Basler Musik-Akademie. Dabei stellt sich seine Inszenierung selten vor die Musik, sondern schafft ihr passende Räume [...]
Das Hauptgewicht des Abends lag so zu Recht bei der Musik. Die drei Künstlerinnen begeisterten durch stilsicher und differenziert gestaltete Interpretationen aus einem Atem. Kristina Jaunalksne und Ulrike Hofbauer verfügen über wendige, ganz unterschiedlich timbrierte Stimmen, die sich im Duett sinnlich umschlingen und harmonisch verschmelzen.
Im erwähnten Strozzi-Stück zeigte sich Kristina Jaunalksne als begabte Singdarstellerin, die ihre stimmlichen Mittel nuanciert einzusetzen weiss. Mit leidenschaftlichem Ausdruck gestaltete Ulrike Hofbauer Luigi Rossis Lamento der Königin von Schweden. Die Harfenistin Marie Bournisien begleitete die beiden kongenial und schuf instrumentale Höhepunkte mit ihrer ausdrucksvollen, feingliedrigen Interpretation von Solostücken Franceso Lombardos und Giovanni Maria Trabacis. Die Produktion gastiert im Sommer bei den Münchner Opernfestspielen.
Alfred Ziltener