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Regie Joachim Schloemer, Susanne Ogland Musikalische Leitung Lothar Zagrosek Bühne Mascha Mazur Kostüme Nina Lepilina Licht Andreas Fuchs Chor RIAS Kammerchor Komponist Christoph Willibald Gluck Video Lisa Böffgen Besetzung Ruth Ziesak (Elena), Marius Brenciu (Paride), Jutta Böhnert (Amore), Celia Costea (Pallade), Claire Singher (Eine Trojanerin) Musiker Konzerthausorchester Berlin

Wer einen guten Gast verabschiedet, macht kein Todesdrama daraus. Fröhlich soll es sein! Erzherzog Leopold, der 1770 mehrere Monate in Wien weilte, sollte die Uraufführung von "Paride ed Elena" am 3. November im Burgtheater als großartiges Fest erleben.
Man erwartete also eine unterhaltsame Festoper von Gluck und dessen Librettist Calzabigi. Mit den Tragödien „Orfeo ed Euridice" und „Alceste" hatte sich Gluck den Ruf eines genialen Reformers der Opernkunst auf Europas Bühnen erworben. Für „Paride ed Elena“ waren nun Glanz und Festlichkeit gefordert. Todesangst und Höllenqualen hatten bei einem höfischen Festakt nichts auf der Bühne zu suchen. Ein trojanischer Krieg auch nicht.
Deshalb kommen die dramatischen Folgen der königlichen Liebesgeschichte zwischen Paris und Helena auch nicht vor. Es gibt sogar ein Happy End. Seine musikdramatischen Vorstellungen hat Gluck deswegen aber keineswegs abgemildert. Die Spannung zwischen zwei Liebenden aus zwei verschiedenen Kulturen - Helena aus dem spröden Sparta und Paris aus dem sinnenfrohen Troja in Kleinasien - werden musikalisch ausgeleuchtet. Gluck selbst beschrieb es so:
"Es handelt sich hier vielmehr um einen glühenden Jüngling, der mit der Sprödigkeit eines edlen und stolzen Weibes zu kämpfen hat, das er schließlich mit allen Künsten erfinderischer Leidenschaft besiegt. Ich war darauf bedacht, einen farbigen Gegensatz zu schaffen, den ich in den verschiedenartigen Nationalcharakteren Phrygiens und Spartas fand, wobei ich die Rauheit und Wildheit des einen [Sparta] der Zartheit und Empfindsamkeit des anderen [Troja] gegenüberstellte."
Es ging also nunmehr nicht mehr um eine Tragödie, sondern um einer "Widerspenstigen Zähmung" vor dem Hintergrund des Aufeinanderpralls unterschiedlicher Mentalitäten und Kulturen. Was Gluck das Libretto an Dramatik vorenthielt, mußte er gewissermaßen durch die Kunst des Nachzeichnens der seelischen Spannungen der Antagonisten und des Charakterisierens der Verschiedenartigkeit beider Kulturen ausgleichen. In dieser Hinsicht bietet die Partitur der Oper reiche Funde.