Regie Joachim Schloemer Bühne Jens Kilian Kostüme Birgit Hutter Dramaturgie Stephan Müller Licht David Finn Video Nives Widauer Text Hugo von Hofmannsthal Besetzung Anne Bennent, Sabine Haupt, Dorothee Hartinger, Johannes Terne, Edmund Telgenkämper
In Elektra ist die Person verlorengegangen, um sich zu retten. Sie ist der Vater (er ist nur in ihr), sie ist die Mutter (mehr als diese selbst es ist), sie ist das ganze Haus, - und sie findet sich nicht, "bin kein Kind, habe kein Kind, bin kein Geschwister, habe kein Geschwister"... Gebärende ohne Geburt, Nicht-Jungfrau ohne Brautnacht, Prophetin ohne Prophezeiung, - "ich bin das hündisch vergossne Blut des Königs Agamemnon". - Sie ist die Vereinigung dieses Vaters und dieser Mutter: das Geschick ist sie und sie ist das Geschick.
Stellung des Individuums vor die höchste Forderung: in beiden wird gefragt, was bleibt vom Menschen übrig, wenn man alles abzieht? - in beiden geantwortet: das, wodurch sich der Mensch der Welt verbinden kann, ist die Tat oder das Werk.
(Hugo von Hofmannsthal über Elektra. In den Aufzeichnungen zu Reden in Skandinavien, 1916)
Elektras Erinnern, das wie eine beschwörende, rituelle, einem Voodoo-Zauber ähnelnde Gedächtnis-Aktion das ganze Drama beherrscht, gleicht vielmehr selbst schon einem Feuertanz; und zwar einem Feuertanz insofern, als Elektra sich selbst, ihr Lebens-Potential, die gesamte Sinn-Struktur ihrer Existenz im Prozeß des unaufhörlichen Memorierens - im Zwischenreich des Todes, zwischen Vater- und Muttermord - verzehrt, bis zu jenem Punkt, an dem sie sich selbst auslöscht.
Produktion des Burgtheaters Wien