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sda+ats, 29. August 2003
In der Musik unterwegs
Saisonauftakt am Luzerner Theater: about kings, queens and witches
Das Luzerner Theater hat am Donnerstag seine Saison mit der Uraufführung von Joachim Schloemers Musik- und Tanztheater about kings, queens and witches eröffnet. Schloemers eigenwillige Produktion begeistert.
Der Choreograph Joachim Schloemer hat seit langem eine Affinität zum Musiktheater. Als Tanzchef des Theater Basel hatte er 1999 das Publikum mit La guerra d'amore hingerissen.
Wie Schloemer es versteht, Musik, Gesang und Tanz zu einem vielschichtigen Gesamtkunstwerk zu verweben, hat er vorletzte Saison auch als Gastchoreograph am Luzerner Theater mit les larmes du ciel gezeigt.
Jetzt hat Schloemer die Saison des Luzerner Theaters mit der Uraufführung von about kings, queens and witches eröffnet, einem Musik- und Tanztheater zu Musik des englischen Komponisten Henry Purcell (1659-1695) und dessen Zeitgenossen Matthew Locke und John Blow.
Der musikalische Leiter Attilo Cremonesi hat 30 Opernarien und geistliche Werke der Komponisten so arrangiert, dass sie wie aus einem Guss wirken. Gespielt werden sie vom exzellenten Barockorchester La Cetra, Basel.
Der Choreograph zeigt sich dabei als feinsinniger szenischer Gestalter, der die Bewegungssprache der drei Sängerinnen und der fünf Tänzer und Tänzerinnen nicht nur ineinander verzahnt, sondern auch zu überraschenden, sich stets verwandelnden Welten formt. Joachim Schloemer gestaltet reduzierte Szenen, die mal tiefsinnig symbolisch, mal schräg überdreht wirken, aber stets der Musik viel Raum geben. Inniges wird von Ironischem unterlaufen und umgekehrt. Dies schenkt der Musik eine neue Dimension.
Die Bühne (Gesine Völlm) ist karg. Eine Rampe erinnert an Flughäfen oder Bahnhöfe. Die drei Sängerinnen (Tanja Ariane Baumgartner, Jennifer Davison, Violetta Radomirska) und die fünf Tänzerinnen und Tänzer (Alice Gartenschläger, Wang Kuochan, Olivia Maridjan Koop, Julian Timmings, Jasna Vino) wirken, als wären sie auf einer Reise und gleichsam in der Musik unterwegs.
Sie trinken zwischen den Szenen Wasser, tragen Decken oder Rucksäcke mit sich und verschwinden von der Bühne immer wieder so überraschend, wie sie diese mit ihrer kraftvollen Präsenz füllen. Intrigen, Bluttaten, Liebe und Naturgewalten: Die Motive, wie sie in der Musik aufscheinen, werden von Schloemer in formbewussten Duetten und Gruppenformationen skizziert, um diese sofort wieder zu verflüchtigen.
Dabei arbeitet Schloemer mit faszinierenden Irritationen und szenischen Brüchen, als würden die Ereignisse einer unbekannten Eigendynamik folgen.
Zur Barockmusik wird auch mal wie zu Heavy Metal getanzt. Und ehe man sich's versieht, fällt zum Schluss die Rampe auf der Bühne in sich zusammen und weisse Flocken wirbeln vom Bühnenhimmel. Ganz so, als wäre alles ein königlicher Traum von Hexen gewesen.
Eva Bucher