Schwäbisches Tageblatt, 13 April 2004

Das unendliche Schwarz
Werkstatt-Einblicke: Sciarrinos "Infinito nero" und andere Projekte

Maria Maddalena, die Mystikerin, empfängt bizarre Visionen aus dem Jenseits. Und Salvatore Sciarrinos Musik "Infinito nero" leuchtet leise hinein in die dunkle Seele. Joachim Schloemer inszeniert diese "Ekstase in einem Akt" als magisches Ballett des Horchens und Lauschens.
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Joachim Schloemer, zuletzt mit "Orfeo" in Stuttgart präsent, choreografiert Sciarrinos "Ekstase in einem Akt" als Variationsfolge des Wartens. Das Ensemble Forum Neues Musiktheater absolviert stumme, raumerkundende Körper-Exerzitien - wie Novitzen eines Ordens im Schweigegelübde.
Die Jungschar schmiegt sich lauschend an Marias Körper, trägt die Mystikerin wie in einer Sänfte von Ort zu Ort. Bis am Ende alle kniend auf weitere Eingebungen harren - mit gezückter Kreide bereit, die urplötzlich und maschinenhaft gestammelten Visionen Marias aufzuschreiben - das Schlüsselbild in Schloemers Inszenierung. Irgendwann liegt Maria Maddalena mit ausgebreiteten Armen flach auf dem Boden. Die Novitzen ziehen Marias Körperumrisse nach. Wenn sie wieder aufsteht, bleibt eine Kreuzform am Boden zurück.
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Otto Paul Burkhardt