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Tanznetz, 18 October 2020

In der dunklen Welt

In der neuen Dschungel-Produktion „In der Dunkelwelt“ spürt das Team der Angst nach. Besonders jenen Gefühlen der Unsicherheit, des Zweifels, der Wut und des Ekels, der Pubertierende so scheinbar ohne Grund überfällt. Choreograf Joachim Schlömer schickt sie dafür in einen Wald, wo sie ihre Ängste hautnah erleben.
In der Betrachtung der auf- und umwühlenden emotionalen Welt der Pubertät, liegt das Hauptaugenmerk oft auf der psychologischen Ebene und damit hält sich auch der Begleittext „Behind the Scenes“ auf. Doch die Pubertät ist ja in erster Linie eine Erfahrung körperlicher Umwälzungen, gesteuert von einem verrückt agierenden hormonellen Cocktail.Da setzt das Tanzstück „In der Dunkelwelt“ ein. Es führt diese physischen Veränderungenvor Augen und lässt die Monster, die den jungen Menschen befallen, auf ihm herauswachsen (etwa durch vielfältig wandelbare Kostümaccessoires von Anne-Sophie Raemy).
Es lässt sich schwer umgehen, wenn man unterschiedliche Holzklötze an den Füßen hat. Bereits die Eingangsszene verweist auf die Unmöglichkeit mit den Unpässlichkeiten am Übergang zum Erwachsenenwerden einfach fertig zu werden. Im Wald angekommen (durch eine Video von Markus Wintersberger visualisiert) müssen die drei ProtagonistInnen erst einmal in einer kalten und ungewöhnlichen Welt umgehen lernen.
In Miniszenen baut sich in der Folge die emotionale, Angst-behaftete Landschaft bis hin zu deren Überwindung zugunsten der Freude und der Freundschaft auf. Die Musik von Jóhann Jóhannsson und Valentin Danler liefert den epischen Hintergrund, vor dem sich die losen Szenen zu einem Narrativ verdichten. Es ist schlicht eine Freude den hinreißenden TänzerInnen Maartje Pasman, Yusimi Moya Rodriguez und Sami Similä zuzusehen, die dem Stück mit ihrem engagierten Spiel und dynamischen Tanz Substanz und Seele verleihen.

Edith Wolf Perez