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Kurier, 4 June 2012

Fragmente fügen sich bei Schloemer zum Ganzen

Fragmente Mozarts fügen sich in Joachim Schloemers Stück Nostalgia" zu einem Gesamtkunstwerk aus Musik, Text, Tanz und Ausstattung. Durch die Anlehnung an Jon Fosses Roman "Das ist Alise" findet Schloemer bei der Uraufführung im Festspielhaus St. Pölten einen roten Faden für seine vielschichtige Produktion.
Darin spielt der fantasievoll gestaltete Bühnenraum Jens Kilians mit der Präsenz von Mond, Meer und Sonne eine Hauptrolle. Das Tonkünstler-Orchester NÖ unter Lutz Rademacher spielt auf der Bühne, der Philharmonia Chor Wien (Einstudierung: Walter Zeh) greift auch szenisch ins Stück ein, das anhand der letzten Stunde einer Frau, deren Mann nach einem Bootsunfall verschwand, von Sehnsucht und Einsamkeit erzählt.
Sabine Haupt rezitiert nicht nur aus Fosses Roman, sie spielt genau so mit wie die Mezzosopranistin Anna Radziejewska und die Tänzer Boglárka Börcsök und Maté Mészáros. Zeitgenössische Ausdrucksmittel schaffen fließende Übergänge für Mozarts Kompositionen, die von der E-Gitarre Maurizio Grandinettis durchbrochen werden. Neben der konkreten Handlung drücken die Tänzer existenzielle Situationen um die Todesangst der Protagonistin aus. Schlömers "konzertante Inszenierung" schreckt beim Finale mit Mozarts Requiem-Fragment auch nicht vor Pathos zurück. Emotionale Rückblicke treffen dabei auf die Stimmung der Musik in einem theatralischen Universum.

Silvia Kargl