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Der Standard, 29 March 2012

Fragmente der menschlichen Existenz
Aus Liebe zu Mozart lässt Joachim Schloemer eine "Nostalgia" zu

Liebe, Tod, Verlust. Die großen Gefühle der Oper haben Festspielhaus-Intendant Joachim Schloemer erfasst. Bereits vergangenem Herbst hatte er mit seiner Inszenierung Abendempfindung einen Mozart-Schwerpunkt am Festspielhaus St. Pölten eröffnet.

Nun verspricht die Uraufführung seines neuen Stücks Nostalgia, in dem Mozart wieder die erste Geige spielt, im Juni abermals einen außergewöhnlichen Abend. Kompositionsfragmente von Mozart, kurze Instrumentalstücke bis hin zur Originalfassung des berühmten Requiems, sollen zum klingenden Sinnbild für die Fragmenthaftigkeit der menschlichen Existenz werden. "Für mich ist das Fragment auch immer die Hinterlassenschaft von etwas, das hätte sein können, und in diesem Sinne ist es für mich die Essenz einer Arbeit" , erklärt Schloemer seine Faszination am Bruchstück.

Im Mittelpunkt der konzertanten Inszenierung, die ursprünglich unter dem Titel L'instante della luce angekündigt war, steht eine Frau, die am Ende ihres Lebens vergeblich auf die Rückkehr ihres Geliebten wartet.

Inspiriert zu dieser Situation wurde Schloemer von Jon Fosses Roman Das ist Alise. Die Protagonistin traumwandelt durch die Vergangenheit und wird in ihrer Sehnsucht schließlich zu den Klängen von Mozarts Requiem-Fragment fortgetragen. Es singen und tanzen Anna Radziejewska (Mezzosopran), Boglárka Börcsök und Maté Meszaros (Tanz). Mit Sabine Haupt (Sprecherin), Maurizio Grandinetti (E-Gitarre), dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich und dem Philharmonia Chor Wien lassen sie diese verzweifelten und doch eben so schönen Klagebilder auf der Bühne entstehen.

ewe