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Neue Basler Zeitung, 18 September 1999

Die vergänglichen Gesten der Liebeskriege
Joachim Schloemer Choreographien Monteverdi-Madrigale: ein starker «Guerra d'Amore» mit den Musikern der Schola Cantorum.

Man kennt das von Joachim Schloemer: Der Tanz wird zum Körperbild abgründiger, ambivalenter, zutiefst menschlicher Welten und umkreist die grossen Bewegungen zwischen Leben und Tod. Insofern erstaunt es nicht, dass sich der ungewöhnliche Tanztheater-Choreograph von Claudio Monteverdis Madrigale aus dem 7. und 8. Madrigalbuch berühren lässt. «La Guerra d'Amore» [...] zeigt weniger den Krieg als die Liebe. Im Zentrum stehen die inneren und äusseren Bewegungen des Brennens, dem man sich hingeben oder widersetzen kann.
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Wie der Choreograph die Tanzenden und Singenden auf der Bühne zusammenführt, ist geschickt und kreiert atmosphärenreiche, starke Momente.
Zum Beispiel dann, wenn die Singenden unversehens die schlichten, schnörkellosen, expressiven Bewegungen der Tanzenden übernehmen oder die Tanzenden wie gebannt vor den Singenden stehen, als wären sie restlos von den gesungenen Worten fasziniert.
Die Madrigale tauchen auf wie Funken in einer dunklen Weite. Der Choreograph, der mit dem Dramaturgen Xavier Zuber zusammengearbeitet hat, zeigt keine Handlung, sondern «short cuts», kurze Szenen, die sich nicht linear entwickeln, sondern sich zyklisch entfalten. An die Stelle von Aktionen treten Zustände. Und egal wie viel, wie leise, wie laut, wie bewegt oder erstarrt in diesen Liebeskriegen empfunden, gezaudert, begehrt, geliebt und gelitten wird - alles wird immer wieder gleichsam von einer Leere verschluckt, dem Gesetz der Vergänglichkeit.
Schloemer arbeitet tänzerischer als in früheren Choreographien. Die einfachen Gesten des Begehrens und Verlierens fügen sich zu einem dynamischen Fluss, der mit der Schwerkraft und dem Wunsch zu fliegen, abzuheben spielt. Ab und zu arbeitet Schloemer mit Zeitlupe. Das ergibt reizvolle Bewegungsbilder. Und hin und wieder fühlt man sich an einen Bob Wilson erinnert, der von romantischen Launen gepackt wird.
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Allen voran fasziniert die Mezzosopranistin Marisa Martins, welche Amors Pfeile gleichsam durch ihren Körper mäandern lässt und dabei zu einer glasklaren, intensiven Stimme findet. Wie sie sich mit einem Tänzer windet und dreht, sich singend hochzieht und strauchelt, wie gefangen, mit dem Tänzer verkettet, gehört zu den atemberaubenden Höhepunkten des Abends.

Eva Bucher