Regie Joachim Schloemer Licht Joachim Schloemer Musiker ensemble savadi: Marie Bournisien (hrp), Kristine Jaunalksne (spr), Ulrike Hofbauer (spr)

Lieben und Sehnen - was wäre Musik ohne diese elementaren Empfindungen? So wie sie das Zentrum der heutigen Pop-Poetik ausmacht, war die Liebe in all ihren Spiel- (und Tragik-) Formen auch die beherrschende Thematik in der Renaissance- und Barockzeit.
Große Versprechungen zweier leichtsinniger Liebender belauschen wir in Frescobaldi's "Se m'amate, io v'adoro": "Ich werde stets tun, was Du tust."
Auf ganz andere Art widmet sich Sigismondo D'India den verschiedenen Schattierungen, Formen und Farben der Liebe. Sein Kompositionsstil besticht durch eine ganz eigene virtuose Schreibweise und fast schon experimentelle Verwendung von Dissonanzen; beides natürlich stets im Sinne des gesteigerten und überhöhten emotionalen Ausdrucks. D'India hinterließ uns wertvolle Hinweise, welche uns heute Aufschluß darüber geben, wie er sich die Ausführung seiner Kompositionen vorstellte: Auf den Titelseiten der Bände I, IV und V seiner insgesamt fünf "Musiche"-Sammlungen erwähnt er ausdrücklich die Arpa Doppia - neben Chitarrone, Cembalo und Clavichord - als eines der Instrumente, mit welchen er sich die Realisation des Basso Continuo vorstelle.
Die meisten vertonten Gedichte beschreiben die Liebe aus männlicher Sicht, Barbara Strozzi jedoch - eine schillernde Persönlichkeit im kulturellen Leben Venedigs - schuf extravagante und tief sinnliche Musik, durch welche man meint einen Blick erhaschen zu können auf die unverfälschte Leidenschaft einer Frau, die nach Leben und Liebe dürstete... In "L'Astratto" erleben wir einen Sänger, der eine ganze Reihe neuer Lieder ausprobiert in der verzweifelten Suche nach dem einen Lied, das seine Gedanken über die (ungerechte) Liebe ausdrücken könnte und so die Schmerzen seines gequälten Herzens lindern könnte.
Ebenfalls nach Worten zu ringen scheint der Protagonist in "Ardo, e scoprir, ahi lasso, non ardisco" - wohl aber aus anderem Grund: Claudio Monteverdi hat vertont, was Generationen von Liebenden erfahren mußten: weiche Knie zu bekommen beim Anblick der Geliebten.
Welche magische Kraft Liebe und Gesang zu haben scheinen, erläutert der Dichter Giambattisto Guarini in "Mentre vaga Angioletta": Hingerissen von der Schönheit seiner Geliebten und verzaubert durch die Kraft der Musik verwandelt sich sein Herz in eine Nachtigall, breitet die Schwingen aus und fliegt davon!
Wie die Liebe jedoch auch in Verzweiflung treiben kann, wird in "Un ferito cavaliero" deutlich: Der Zuhörer wird Zeuge, als Maria Eleonora, der Königin von Schweden die Nachricht vom Tod ihres Ehemannes, König Gustav, überbracht wird. Sie sinnt auf Rache, muß jedoch sogleich realisieren, daß ihr, einer Frau, wohl niemand folgen würde. Diese Hilflosigkeit treibt sie schließlich in den Wahnsinn.
In "Lagrimosa beltà" zeigt sich zuletzt musikalisch, was eingangs schon gesagt worden war. So übernahm Giovanni Sances nicht nur die berühmte, "groovende" Ciacona sondern auch noch zahlreiche, eigentümliche harmonische Wendungen aus Monteverdi's "Zefiro torna". Er, der nachahmt, gibt seiner Bewunderung Ausdruck!
(Ulrike Hofbauer)