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Regie Joachim Schloemer Musikalische Leitung Stefan Soltesz Bühne Jens Kilian Kostüme Nicole von Graevenitz Dramaturgie Norbert Abels Chor Alexander Eberle Besetzung Heiko Trinsinger (Amfortas), Roman Astakhov (Titurel), Magne Fremmerlid (Gurnemanz), Jeffrey Dowd (Parsifal), Almas Svilpa (Klingsor), Jane Dutton (Kundry), Andreas Hermann (1. Gralsritter), Michael Haag (2. Gralsritter), Francisca Devos (1. Knappe), Anja Schlosser (2. Knappe), Rainer Maria Röhr (3. Knappe), Mateusz Kabala (4. Knappe), Katherina Müller / Christina Clark / Francisca Devos (Blumenmädchen 1. Gruppe), Hila Fahima / Uta Schwarzkopf / Anja Schlosser (Blumenmädchen 2. Gruppe), Anja Schlosser (Stimme aus der Höhe), Yara Hassan (Kundry – Alter Ego), Johann Benedikt Kleindopf (Lichtkind, 1. Aufzug), Aron Gergely (Lichtkind, 3. Aufzug), Lukas Schaepers (Speerkämpfer), Stephan Kissenbeck (Amfortas Double), Statisterie des Aalto-Theaters (Intensivärzteteam, Ärzteteam, KrankenpflegerInnen, Hausmeister, Security, Notare, Blutblumenmädchen, Menschen) Musiker Essener Philharmoniker, Opernchor und Extrachor des Aalto-Theaters

„Es gibt noch eine andere Sonne, nicht gegen, sondern hinter der Nacht zu finden. Zu ihr hin sind die vier Menschen im ‚Parsifal‘ voll anderer Sehnsucht unterwegs.“ Das schrieb der Philosoph Ernst Bloch über „Parsifal“. Es gibt aber wohl niemals ein Ankommen. Suche heißt der Weg. Eine Antwort auf die Frage nach dem Ende der Leiden existiert nicht. Ungewiss ist das Datum für die Morgenröte der Erlösung. Die ganze Welt – und sie ist das makrokosmische Spiegelbild einer zerrissenen Künstlerseele – enthalte nichts wie ungestilltes Sehnen. „Und wie“, so fragt Richard Wagner im letzten seiner Werke, „soll es denn je sich stillen?“
„Liebe – Glaube: Hoffen?“ So lautete der Titel jener Einführung, die der Komponist 1880 verfasste, als er dem Bayernkönig Ludwig II. das Vorspiel zum dreiaktigen Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ vorführte. Mit der christologischen Symbolik von dem Blut und dem Leib, die hingenommen werden sollen um der Liebe willen, hebt das Spiel, unhörbar noch, an. Mit Notwendigkeit wird so die Landschaft des Werkes vorweg eingetaucht in den heiligen Angstschweiß des Ölbergs und in das göttliche Schmerzens-Leiden auf Golgatha: „Der Leib erbleicht, das Blut entfließt und erglüht ...“ Parsifals Weg führt durch die von der Vorsehung des Zauberers Klingsors verfügte Topographie des Eros, von der Mutter über die Blumenmädchen zum Leib der Kundry, die ihn, den Ritter, im biblischen Sinne erkennen will und ihm den Namen verleiht. Erst nach Jahren, nach langer Inkubation, erscheint in schwarzer Rüstung der Tor wieder, diesmal mit dem Initiationsrequisit, dem heiligen Speer. Es folgt die Enthüllung des Grals: Nicht soll der mehr verschlossen sein ...
Für die Inszenierung dieses 1882 bei den Bayreuther Festspielen uraufgeführten Bühnenwerkes, dessen erster Entwurf und musikalische Skizze des „Karfreitagszaubers“ in das Jahr 1857 fällt, arbeitet erstmals der vielgefragte Opern- und Schauspielregisseur sowie Choreograph Joachim Schloemer am Aalto-Theater.

Ich muss Alles in drei Hauptsituationen von drastischem Gefühl so zusammendrängen, dass doch der tiefe und verzweigte Inhalt klar und deutlich hervortritt; denn so zu wirken und darzustellen, das ist nun einmal meine Kunst. Und – solch eine Arbeit sollte ich mir noch vornehmen? Gott soll mich bewahren! Heute nehme ich Abschied von diesem unsinnigen Vorhaben: Das mag Geibel machen und Liszt mag’s komponieren.
Richard Wagner