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Regie Joachim Schloemer Bühne Nadja Fistarol Kostüme Nicole von Graevenitz Dramaturgie Viola Hasselberg Text Euripides, Heiner Müller Tanz Sumi Jang Besetzung Johanna Eiworth, Bettina Grahs, Rebecca Klingenberg; Nicola Fritzen, Thomas Mehlhorn, Ullo von Peinen Musiker Julia Schröder (v)

Medea ist ein Sicherheitsrisiko, eine Radikale, eine Heimatlose, eine Hexerin. Der Korintherkönig Kreon verweist sie vorsichtshalber des Landes. Denn Jason, Medeas Mann und Vater ihrer beiden Söhne, will eine neue Ehe, mit Kreons Tochter. Alle unterschätzen Medea. So grenzenlos und grundsätzlich wie sie liebt, fällt auch ihr Hass aus: Sie fügt Jason die schlimmste Wunde zu und tötet nicht nur Jasons neue Braut und deren Vater, sondern ihre eigenen Kinder.

Der Seelenzergliederer Euripides entwickelt unter der vollkommenen Abwesenheit aller Götter die grundverschiedenen Kategorien männlichen und weiblichen Denkens und Handelns. Medea, die für Jason ihr Heimatland verraten und ihren Bruder ermordet hat, ist mit Jason einen unauflösbaren Bund eingegangen, sie liefert sich ihm aus. Jason handelt politisch, der "alte" Bund mit Medea muss einem "neuen", jetzt nützlicheren weichen.

Heiner Müllers Medeamonolog aus dem Jahr 1982 setzt am Endpunkt dieser Tragödie an und spult die Ereignisse wie in einem Selbstverdauungsprozess zurück bis zum Ausgangspunkt, an dem Medea Jason das erste Mal begegnet. "Kennst du diesen Mann?" Medea kennt ihn nicht mehr, ein neues Leben wird beginnen.

Der Regisseur und Choreograph Joachim Schloemer stellt die beiden Medeatexte in zwei, in ihren Mitteln sehr unterschiedlichen Inszenierungsteilen einander gegenüber.