Foto

Die Presse, 28. August 1999

Monteverdi und der Kampf der Geschlechter

[...] Der 37jährige deutsche Choreograph hat eine hochmusikalische, intelligente, ebenso berührende wie zuweilen auch humorvolle Arbeit vorgelegt, der man sich - zugegebenermaßen nach kurzer Eingewöhnungszeit - rückhaltlos hingeben konnte. [...] man genoß das durchdachte Spiel der Raumaufteilung zwischen ihnen und die dem Stil unserer Zeit entsprechende, aber niemals krampfig oder gesucht wirkende Körpersprache in Fröhlichkeit, Leidenschaft, Schmerz oder Ekel, die die Musik zuweilen kongenial ausdeutete, ihr zuweilen auch Kontrapunkte entgegensetzte.
Besonders eindrucksvoll die beiden Herzstücke des Abends: Die ergreifende Trauer der "Spröden" über das versäumte Glück; und die beklemmende Atmosphäre des Zweikampfes der beiden Liebenden - auf verdüsterter Bühne lauschen einige Paare der Erzählung, die erst am Schluß in die Realität von Taufe und Tod übergeht.
Nahezu einmütiger Jubel im gutbesuchten Landestheater besiegelte den Triumph eines kühnen Experiments.

Gerhard Kramer