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Stuttgarter Nachrichten, 17. September 2008

Aber schön, ja schön ist es doch
Joachim Schloemer inszenierte Mozarts „Entführung aus dem Serail“ für das Lucerne Festival

[...] im zweiten Teil wird der Abend wirklich stark. Dann nämlich geht es nicht mehr um Körper-, die zur Seelenkunde wird, nicht mehr um ein Experiment mit Menschen, sondern es geht um ein - schmerzvolles, aber am Ende glückliches - Zueinanderfinden der Paare. Auf die bunten Bilder folgen jetzt eindrucksvolle, intime, zutiefst berührende Szenen der Bewegung und der Berührung zwischen den Sängern und ihren tanzenden Doubles.

Sie münden in einem Quartett, das hier als Oktett gegeben wird: Die Tänzer stehen hinter den Vokalsolisten, öffnen den Mund wie diese, verflechten Arme, Beine, Körper mit denjenigen ihrer Partner, die sich jetzt ebenso selbst gefunden haben wie Mozarts Musik, die nun alleine, undurchbrochen bleiben darf. Zumindest fast, denn man spürt die Fragen nach Treue und Verrat, man spürt die Zweifel, die im Raum stehen - Zweifel am Andauern des Glücks, ja überhaupt an der Möglichkeit der hier so kräftig besungenen Liebe. Diese Bilder wirken nach. Schloemers Inszenierung ist dort zwingend, wo seine choreografische Fantasie die Musik um bewegte Räume bereichert. Dann wirkt das, was die Tänzer seiner Kompanie PVC Tanz Freiburg/Heidelberg tun, wie ein hochpoetischer, hochsensibler Widerhall der Musik. Und dann sagen Körper wirklich etwas über die Seele [...]

Susanne Brenda