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Regie Joachim Schloemer Bühne Mascha Mazur Kostüme Tina Kloempken Musik Thomas Jeker Text Heiner Müller Besetzung Michael Abendroth, Michele Cuciuffo, Markus Danzeisen, Thomas Jeker, Viola Pobitschka, Milian Zerzawy

Wie gehen wir mit unserem Erbe um? Was ist aus den drei wichtigsten Forderungen der Großen Französischen Revolution Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit geworden? "Erinnerung an eine Revolution", heißt Heiner Müllers Theaterstück "Der Auftrag" im Untertitel. Drei Abgesandte des französischen Konvents, Debuisson, Galloudec und Sasportas, erhalten im Namen der französischen Republik den Auftrag, in Jamaika einen Aufstand gegen die britischen Kolonialherren zu initiieren. Nach der Machtübernahme durch Napoleon Bonaparte am 9. November 1799 ist die Revolution beendet - die Emissäre stehen plötzlich ohne Auftrag da: "Unsere Firma steht nicht mehr im Handelsregister. Sie ist bankrott." Wofür jetzt kämpfen? Wohin mit der Utopie?
Der Farbige Sasportas und der bretonische Bauer Galloudec entscheiden sich für das Weitermachen: "Solange es Herren und Sklaven gibt, sind wir aus unserem Auftrag nicht entlassen". Sie bezahlen ihr Engagement mit dem Leben: Sasportas wird als Aufständischer gehängt, Galloudec stirbt schwer verletzt in einem Krankenhaus. Lediglich Debuisson "kehrt zurück in den Schoß" seiner Sklavenhalter-Familie, ihm geht es vermeindlich gut: "In der Zeit des Verrats sind die Landschaften schön".

Die Figuren und Motive seines Stückes, das Müller in Notizen, die sich im Nachlass fanden, "eine Bergpredigt des Verrats" nennt, hat er der Erzählung "Das Licht auf dem Galgen" von Anna Seghers entnommen. "Der Auftrag", in dem der Autor verschiedene Zeitebenen immer wieder überraschend "zusammenschiebt", wurde in der Regie von Heiner Müller 1980 an der Volksbühne in Berlin (Ost) uraufgeführt.