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Mannheimer Morgen, 16. Oktober 2009

Von fremden Ländern und Menschen
Joachim Schloemer gelingt am Nationaltheater Mannheim die szenische Umsetzung von Schumanns "Das Paradies und die Peri" – Mannheim feiert ihn dafür

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Nun kommt der Regisseur: Joachim Schloemer - jener Tanzspezialist, dem man dieses gar nicht für die Theaterbretter gedachte Werk auf dieselben zu hieven angetragen hat. Und eines gleich: Viel ist Schloemer mit Schumann "Das Paradies und die Peri" am Nationaltheater Mannheim gelungen. In den Kulissen von Jens Kilian erzählt er in spannenden, bisweilen von einem Boten (Monica Gillette) mit Videoeinspielungen ästhetisierten Bildern, was eigentlich gar nicht zu erzählen geht. Er lässt dem Werk das Oratorische, lässt die Sänger als in der Uraufführungszeit Verortete (Kostüme: Nicole von Graevenitz) majestätisch vor- und zurückschreiten und die Handlung von Tänzern erzählen. Tanzend. Suhlend. Wühlend.

Schloemer spielt mit der Dualität von Himmel und Erde genauso wie mit der von Oratorium und Handlungsballett. Er gelangt dadurch zu einer überzeugenden neuen Ausdrucksform, die modern wirkt und packend. Die musikalische und die narrativ getanzte Ebene berühren sich nur selten, immer nur kurz verbinden sich dann Oratorium und Geschehen, das dann plötzlich etwas mit den Sängern anstellt. Das sind die großen Momente des Abends.

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Fazit: ein hochwertiger, szenisch überraschender Abend, der endet, wie er enden muss: mit der Himmelfahrt Peris. Der Abend hat es in sich. Mannheim feiert ihn gebührend.

Stefan M. Dettlinger